Die 5 größten Mythen über die Immunität: von der Rolle von Vitamin C bis hin zu “Immunitätsverstärkern”

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  • VERÖFFENTLICHT Februar 14, 2024
  • AUTOR Donna

Das Wichtigste in Kurzem

  • Unser Immunsystem hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und wird nicht nur durch die Einnahme von Vitamin C, Sauberkeit oder das Alter beeinflusst, wie manche Menschen glauben.
  • Eine saubere Umgebung ist generell wichtig, aber ein gewisser Kontakt mit Mikroben, insbesondere in der frühen Kindheit, kann zur Stärkung unseres Immunsystems beitragen.
  • Auch Impfstoffe sind für den Schutz unseres Körpers vor den Auswirkungen von Infektionskrankheiten von großer Bedeutung. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass sie keinen absoluten Schutz bieten.

Die 5 größten Mythen über die Immunität: von der Rolle von Vitamin C bis hin zu “Immunitätsverstärkern”

Wenn man in die Komplexität unseres Immunsystems eintaucht, ist es wichtig, Fakten von Halbwahrheiten und Ammenmärchen zu unterscheiden. In diesem Artikel räumen wir mit einigen weit verbreiteten Mythen über die Immunität auf – von der angeblichen Wirksamkeit von Vitamin C bis hin zu Missverständnissen über die Wirksamkeit von Impfstoffen.

Mythos 1: Die übertriebene Rolle von Vitamin C

Vitamin C wird oft als das wichtigste Vitamin für die Aufrechterhaltung eines starken Immunsystems angesehen. Diese Vorstellung scheint sowohl in der Volkskultur als auch in bestimmten wissenschaftlichen Kreisen tief verwurzelt zu sein.

Aber wie hat Vitamin C diesen Ruf erworben? Es begann in den 1970er Jahren, als der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling die Vorteile hoher Vitamin-C-Dosen bei der Vorbeugung von Erkältungen betonte.

Spätere Studien haben jedoch ein etwas anderes Bild ergeben. So hat eine umfassende Untersuchung von Forschern der Universität Helsinki ergeben, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin C die Häufigkeit von Erkältungen in der Allgemeinbevölkerung nicht verringert, obwohl sie einen moderaten Einfluss auf die Dauer und den Schweregrad von Erkältungen hat.1

Tatsache ist, dass die Wirksamkeit des Immunsystems nicht von einem einzigen Nährstoff abhängt. Vitamin A zum Beispiel ist ebenso wichtig, da es die strukturelle und funktionelle Integrität der Haut und der Schleimhäute aufrechterhalten hilft.2 Zink hingegen ist für die Entwicklung der Immunzellen von entscheidender Bedeutung.3

Die meisten Vitamine und Mineralstoffe sind in einer ausgewogenen Ernährung enthalten. Einige jedoch, wie die Vitamine B12 und D, sind in der täglichen Nahrung schwieriger zu finden. Mehr über diese Nährstoffe kannst du in unserem Artikel erfahren.

Mythos 2: Eine extrem saubere Umgebung führt zu einer stärkeren Immunität

Die Vorstellung, dass besonders sauber zu sein, unsere Immunität stärkt, ist zu einfach. Tatsächlich kann es für uns von Vorteil sein, einigen Bakterien ausgesetzt zu sein.4, 5 Es ist, als würde unser Immunsystem in einer Übungsrunde lernen, mit Eindringlingen umzugehen und Krankheiten in Zukunft besser abzuwehren.

Die Hygienehypothese, die erstmals 1989 von dem Epidemiologen David P. Strachan aufgestellt wurde, besagt, dass der Kontakt mit Mikroben in der Kindheit zur Entwicklung eines stärkeren, gestärkten Immunsystems beitragen kann. Diese Theorie wurde im Laufe der Jahre in verschiedenen Varianten durch weitere Studien gestützt. So ergab eine im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie, dass Kinder, die in traditionell schmutzigeren Umgebungen wie Bauernhöfen aufwuchsen, seltener an Allergien und Autoimmunkrankheiten erkrankten.6

Natürlich ist eine saubere Umgebung nach wie vor der Schlüssel zur Bekämpfung schädlicher Bakterien und Viren, aber es ist ebenso wichtig zu erkennen, dass ein gewisser Kontakt mit der mikrobiellen Welt, insbesondere in der frühen Kindheit, das Immunsystem widerstandsfähiger machen kann.

Mythos 3: “Immunitätsverstärker” sind einfache Lösungen

Der Gedanke, unsere Immunität mit bestimmten Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln zu “stärken”, mag zwar attraktiv klingen, aber so einfach ist es nicht. Das Immunsystem ist unglaublich komplex, und seine Wirksamkeit wird von einer Vielzahl von Nährstoffen beeinflusst, nicht nur von den Vitaminen, die wir einnehmen.

Bestimmte Nährstoffe können zwar ein gesundes Immunsystem unterstützen, aber sie können es nicht auf einfache, direkte Weise “stärken”.7

Die Vorstellung, unser Immunsystem zu stärken, impliziert auch, dass mehr immer besser ist, was nicht immer der Fall ist. Ein überaktives Immunsystem kann zu Problemen wie Allergien und Autoimmunkrankheiten führen, bei denen der Körper seine eigenen Zellen angreift.8

Anstatt nach einem Wundermittel zur Stärkung der Immunität zu suchen, ist ein ausgewogener Ansatz mit einer nahrhaften Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf eine weitaus wirksamere Strategie. Es geht darum, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, und nicht darum, nach Abkürzungen zu suchen, die zu einer übermäßig vereinfachten Verstärkung des Immunsystems führen.

In unserem umfassenden Artikel kannst du mehr darüber erfahren, wie du dein Immunsystem ganzheitlich unterstützen kannst.

Mythos 4: Impfstoffe bieten 100-prozentigen Schutz

Impfstoffe sind im Kampf gegen Infektionskrankheiten unverzichtbar, aber die Vorstellung, dass sie einen perfekten Schutz bieten, ist nicht ganz richtig. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonen immer wieder, dass kein Impfstoff 100-prozentig wirksam ist. Verschiedene Faktoren wie das Alter und der individuelle Gesundheitszustand können die Wirksamkeit eines Impfstoffs beeinflussen. So verringert die jährliche Grippeimpfung laut einem CDC-Bericht das Krankheitsrisiko im Allgemeinen um 40 bis 60 Prozent9 – eine bemerkenswerte, aber nicht absolute Wirkung.

Der weit verbreitete Masern-, Mumps- und Rötelnimpfstoff (MMR) ist mit zwei Dosen10 zu 97 Prozent wirksam, was zwar unglaublich hoch ist, aber auch hier nicht narrensicher. All dies bedeutet, dass Impfstoffe ein immens wichtiges Instrument zur Bewältigung und Eindämmung von Krankheiten sind, aber keinen absolut vollständigen Schutz bieten.

Mythos 5: Junge Menschen haben immer eine stärkere Immunität

Jung zu sein bedeutet nicht automatisch, ein starkes Immunsystem zu haben. Unsere Immunität hängt nicht nur vom Alter ab, sondern auch von Lebensstil, Ernährung, Bewegung, Stress und Genetik sowie anderen Faktoren.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass auch der Ernährungsstand und die psychische Gesundheit die Immunreaktion in allen Altersgruppen erheblich beeinflussen können.11, 12 Einige junge Menschen haben möglicherweise mit gesundheitlichen Problemen oder Lebensstilfaktoren zu kämpfen, die die Robustheit des Immunsystems beeinträchtigen können.

Man darf auch nicht vergessen, dass die Immunreaktion nicht nur durch angeborene Faktoren beeinflusst wird, sondern auch durch äußere Faktoren wie Impfungen und frühere Infektionen, durch die das Immunsystem „lernt“, auf Krankheitserreger zu reagieren. Eine umfassende Betrachtung, die eine Vielzahl von Einflussfaktoren berücksichtigt, vermittelt ein genaueres Bild der Immunfunktion junger Menschen.

Fazit

Wenn du dein Immunsystem verstehen willst, ist es sehr wichtig, dass du dich auf Fakten stützt und nicht auf Mythen. Auf diese Weise bist du besser gerüstet, um deine Gesundheit und dein Wohlbefinden zu fördern und zu schützen.

FUSSNOTEN

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8078152/
  2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3936685/
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2277319/
  4. https://www.uhhospitals.org/blog/articles/2022/04/living-with-germs-has-its-upside
  5. https://www.nature.com/articles/nature.2012.10294
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2841847/
  7. https://www.mayoclinichealthsystem.org/hometown-health/speaking-of-health/support-your-immune-function-with-good-nutrition
  8. https://www.hopkinsmedicine.org/health/wellness-and-prevention/autoimmune-disease-why-is-my-immune-system-attacking-itself
  9. https://www.cdc.gov/flu/vaccines-work/vaccineeffect.htm
  10. https://www.cdc.gov/vaccines/vpd/mmr/public/index.html
  11. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7417678/
  12. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9772031/
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